gesellschaft

Klimaschutz: Was kommt nach der Pleite von Kopenhagen?
Von Matthias Widder, NachrichtenFormat.de

(nf/maw/20.12.09) Zugegeben: Nur unverwüstliche Optimisten hatten ernsthaft zu hoffen gewagt, dass der Gipfel von Kopenhagen tatsächlich die Wende für den weltweiten Klimaschutz bringen würde. Dass die Konferenz am Ende aber derart kläglich scheitern würde, hielten nicht einmal hartgesottene Pessimisten in dieser Weise für möglich.

Nationale Egoismen, Mutlosigkeit und Führungsschwäche, aber auch mangelnde Einsicht in der Sache haben in Kopenhagen dominiert und den Klimaschutz als globale Herausforderung in eine gefährliche Sackgasse geführt. Nach dem Gipfel ist klar: Eine im Konsens herbeigeführte Anstrengung der gesamten Staatengemeinschaft wird es auf absehbare Zeit wohl nicht mehr geben.

Was bleibt, ist die Hoffnung auf einen kleineren, aber dafür handlungsfähigen Kreis maßgeblicher Länder, die sich mit einem konkreten Klimaschutz-Fahrplan an die Spitze setzen und Maßstäbe vorgeben, an denen andere auf Dauer nicht vorbeikommen.

In der Pflicht sind hier beispielsweise die G20, die noch vor wenigen Monaten fast euphorisch als "neue Weltregierung" betitelt wurden. Obama, Merkel, Sarkozy und andere wären gut beraten, ihre Tatkraft nun in Gremien wie diesen unter Beweis zu stellen, um das jämmerliche Versagen von Kopenhagen möglichst schnell und überzeugend wieder wettzumachen.

Der einstweilige Offenbarungseid der Politik sollte jedenfalls den Blick auf die individuelle Verantwortung nicht verstellen. Klimaschutz lebt nicht nur von globaler Steuerung, sondern auch von vielfältiger privater Initiative. Jede Einzelperson und jedes Unternehmen kann das eigene Handeln auf Feldern wie Mobilität, Energie- und Ressourcenverbrauch oder Konsum überprüfen und an fraglichen Stellschrauben drehen.

Auch wenn es sich nur um den berühmten Tropfen auf dem heißen Stein handelt: Der Klimaschutz muss zur festen Größe im Alltagshandeln werden. Erst dann werden sich vielleicht auch die politisch Verantwortlichen aufraffen.


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Originaltext des BUND
:

+++"Die Welt hat auf Kopenhagen geschaut. Die Welt wurde bitter enttäuscht", sagte der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, zu den Ergebnissen des Klimagipfels. Es sei eine Bankrotterklärung der Staats- und Regierungschefs, dass nach jahrelangen Vorverhandlungen am Ende der Kopenhagen-Konferenz keine ausreichenden Beschlüsse stünden, die der Dramatik des Klimawandels angemessen seien.

"Das Kopenhagen-Ergebnis ist eine Ohrfeige für das Weltklima und die ärmsten Staaten der Erde, die unter den Folgen des Klimawandels am meisten leiden. Die Bemühungen für mehr Klimaschutz wurden um Jahre zurückgeworfen. Es wird immer unwahrscheinlicher, dass es auch künftig internationale Verpflichtungen zum Klimaschutz geben wird", sagte Weiger. Hauptverantwortlich für das Scheitern des Kopenhagener Gipfels sei die Weigerung der Industriestaaten, ihre CO2-Minderungsziele und die Finanzzusagen für Entwicklungsländer aufzustocken und einen konkreten Zeitplan für Klimaschutzmaßnahmen vorzulegen.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sei mitverantwortlich für das schwache Ergebnis von Kopenhagen. Verbal trete sie zwar für das ferne Zwei-Grad-Ziel ein, habe aber auf europäischer Ebene nichts Entscheidendes bewirkt, um es auch zu erreichen. Unter ihrer Ägide seien die CO2-Minderungsziele für die Autoindustrie und die Flugzeugbranche aufgeweicht worden. Damit habe man den Entwicklungs- und Schwellenländern signalisiert, dass sich die reichen Staaten in Sachen Klimaschutz nur mäßig engagierten. Darunter habe die Glaubwürdigkeit Deutschlands entscheidend gelitten.

Ein Minderungsziel von 45 Prozent bis 2020 für die Industriestaaten und ein Beitrag der Europäischen Union für Anpassung und Klimaschutz in den armen Ländern von jährlich 35 Milliarden Euro wäre das mindeste gewesen, was die EU hätte anbieten müssen, sagte Weiger. Die von der EU zugesagten 20 Prozent Reduktion würden auch real nicht erreicht. Das Geschacher mit Verschmutzungsrechten sowie die Möglichkeit, sich durch fragwürdige Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern von Emissionsreduktionen zuhause freizukaufen, könne sogar dazu führen, dass sich die CO2-Emissionen der Industriestaaten bis 2020 um bis zu zehn Prozent erhöhten.

Weiger: "Was die Welt braucht, sind schnell Fortschritte bei der Minderung der Treibhausgase. Jede weitere Verzögerung ist ein Sargnagel für die Zukunft der Menschheit. Die Industriestaaten müssen sich endlich bewegen und ihre bisher schwachen Angebote zum Klimaschutz deutlich aufstocken. Schlupflöcher, die reale Emissionsminderungen verhindern, sind zu schließen. Dafür hat die Staatengemeinschaft sechs Monate Zeit, bevor sie zum nächsten Weltklimagipfel aufbricht."

Die Klimakonferenz habe auch gezeigt, dass die Staats- und Regierungschefs die tatsächliche Dramatik des Klimawandels nicht erkannt hätten. Für den BUND ergebe sich daraus die Konsequenz, nicht zu resignieren, sondern sein Engagement vor Ort zu verstärken. Deutschland müsse seine Hausaufgaben im Klimaschutz machen, um international glaubwürdiger zu werden. Auch der weltweite Druck der Zivilgesellschaft auf ihre Regierungen müsse weiter erhöht werden.+++

Hinweis der Redaktion: Für den Inhalt des dokumentierten Textes ist der angegebene Autor verantwortlich. NachrichtenFormat gibt keine Gewähr für Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit.

Infolink zur Originalquelle


Originaltext von Greenpeace:

+++Die Klimakonferenz in Kopenhagen ist gescheitert, die Politiker haben versagt. Doch der Kampf gegen die Klimazerstörung ist noch längst nicht verloren. Setzen Sie ein Zeichen und fangen Sie jetzt mit dem Klimaschutz an. Hier (...) Tipps, mit denen Sie das Klima schonen und den Druck auf Politik und Konzerne erhöhen können. Jeder Verbraucher hat die Macht, etwas zu verändern!

So schützen Sie das Klima:
  • Reisen Sie umweltfreundlich: Gehen Sie kurze Strecken zu Fuß, nutzen Sie im Alltag das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel. Falls Sie ein Auto benutzen müssen, achten Sie beim Kauf auf ein spritsparendes Modell. Versuchen Sie, Flüge wann immer es Ihnen möglich ist durch Bahnfahrten zu ersetzen.
  • Wechseln Sie zu Ökostrom. Das spart schon eine Tonne CO2 im Jahr. Steigen Sie damit aus der Kohleenergie aus, die viel Treibhausgase produziert. (...)
  • Machen Sie einen Energiesparcheck zu Hause: Ist Ihre Wohnung gut gedämmt? Können Sie die vielfältigen Förderprogramme zur Energieeinsparung nutzen? Ziehen Sie hierfür auch einen unabhängigen Experten zu Rate und achten Sie beim nächsten Kauf von Haushaltsgeräten oder Fernsehern auf geringen Stromverbrauch und darauf, ob man sie auch ganz abschalten kann.
  • Legen Sie ihr Geld in grünen Fonds an. Wechseln Sie zu einer Bank, die keine Kredite für Kohle- oder Atomkraftwerke vergibt, sondern in Projekte für Erneuerbare Energien investiert. Ob ein Fonds mit einer neuen Heizung auf Basis von Regenerativen Energien oder mit einer Solarstromanlage auf dem Dach - die Möglichkeiten sind vielfältig und zahlen sich oftmals finanziell aus.
  • Kaufen Sie bewusst ein: Bio-Produkte aus der Region schonen durch kurze Transportwege das Klima und sind noch dazu in der Regel nicht mit Pestiziden belastet. Essen Sie weniger Fleisch und kaufen Sie mehr Bio-Fleisch.
  • Fordern Sie von der Politik mehr Engagement für Klimaschutzmaßnahmen ein. Schreiben Sie Ihrem Bürgermeister, Ihren Landtags- und Bundestagsabgeordneten.(...)+++

Hinweis der Redaktion: Für den Inhalt des dokumentierten Textes ist der angegebene Autor verantwortlich. NachrichtenFormat gibt keine Gewähr für Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit.


Infolink zur Originalquelle
 

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