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Unternehmen: Stimmung in der deutschen Wirtschaft hellt sich immer weiter auf - Fundament des Aufschwungs aber noch "instabil“
(nf/red/22.07.10) Mit der Stimmung in der deutschen Wirtschaft geht es offenbar kontinuierlich bergauf. Im Vergleich zum Frühjahr hat sich die Lage geradezu sprunghaft verbessert. Auch für den weiteren Verlauf des Jahres herrscht überwiegend große Zuversicht, wie der aktuelle Vertrauensindex des Beratungsunternehmens Ernst & Young zeigt. Am deutlichsten zu spüren ist der Aufwärtstrend in den exportorientierten Industriebranchen. Allerdings, so warnen die Herausgeber der Studie, sei das Fundament des aktuellen Aufschwungs wegen der Schuldenkrise derzeit noch instabil.

Originaltext von Ernst & Young:

+++Der robuste Aufschwung der deutschen Wirtschaft hält an: Aktuell bewerten 61 Prozent der Unternehmen ihre Lage positiv – im Februar dieses Jahres lag der Anteil nur bei 49 Prozent. Eine weitere Verbesserung im Verlauf des kommenden Jahres erwarten derzeit 68 Prozent. Gleichzeitig steigt auch das Vertrauen in die deutsche Industrie und den Dienstleistungssektor. Überschattet wird der Wirtschaftsaufschwung aber von den Sorgen um die Zukunft des Euro, die Folgen der hohen Staatsverschuldung und die Turbulenzen an den Finanzmärkten.

Das sind Ergebnisse der vierten Ausgabe des „Ernst & Young Vertrauensindex“, einer Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young unter 700 Unternehmen in Deutschland. Der Vertrauensindex wird quartalsweise durchgeführt, um die Entwicklung des Vertrauens in der deutschen Wirtschaft zu untersuchen.

Über eine schlechte Situation klagen aktuell nur noch 9 Prozent der Betriebe – im Februar lag der Anteil noch bei 19 Prozent. Über alle Branchen hinweg hat sich die Lage verbessert, am stärksten bei Industrieunternehmen, wo der Anteil der Positivbewertungen von 46 auf 62 Prozent stieg. Auch mittel- und langfristig sehen die Manager einen klaren Aufwärtstrend: Jeder zweite Befragte erwartet eine weitere Verbesserung der Geschäftslage innerhalb der kommenden drei Monate. Auf 12-Monats-Sicht steigt der Anteil der Optimisten sogar auf 68 Prozent.

„Die deutsche Wirtschaft erholt sich überraschend schnell von dem Einbruch des Jahres 2009. In allen Branchen ist ein klarer Aufwärtstrend zu sehen. Und von negativen Auswirkungen der Eurokrise auf die Konjunktur ist derzeit wenig zu spüren – im Gegenteil: der niedrige Euro verleiht der Exportwirtschaft zusätzliche Impulse“, beobachtet Georg Graf Waldersee, Managing Partner Deutschland, Schweiz, Österreich bei Ernst & Young. Vor allem das starke Wachstum in den Schwellenländern komme der Exportnation Deutschland in zugute. „So stark wie Deutschland unter dem Einbruch der weltweiten Nachfrage gelitten hat, so sehr profitieren wir nun vom Anziehen der Exporte“, stellt Graf Waldersee fest.

Vertrauen in Eurozone sinkt – Staatsverschuldung bereitet Sorgen


Dennoch sei die konjunkturelle Situation noch von Unsicherheit geprägt, so Graf Waldersee. „Für eine Entwarnung ist es noch zu früh. Das Fundament des aktuellen Aufschwungs ist noch instabil.“ Der Grund ist die Sorge vor negativen Auswirkungen der Schuldenkrise auf die Konjunktur. Immerhin 62 Prozent der befragten Manager befürchten, dass die Eurokrise den Aufschwung in Deutschland gefährden könne. Und dass der von der Europäischen Union beschlossenen Rettungsschirm im Umfang von 750 Milliarden Euro tatsächlich zu einer Lösung der Krise führen wird, glaubt die Mehrheit der Manager offenbar nicht: 63 Prozent sind der Meinung, dass die angeschlagenen EU-Mitgliedstaaten ihre Verschuldung voraussichtlich nicht in den Griff bekommen werden.

Im Zuge der Diskussion über die hohe Staatsverschuldung in der Eurozone ist auch das Vertrauen in den Euro deutlich gesunken: Nur noch 66 Prozent der Befragten haben mittleres bis sehr großes Vertrauen in den Euro – vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 90 Prozent, im Februar immerhin bei 84 Prozent.

„Der Euro durchlebt derzeit eine große Bewährungsprobe, und die Art und Weise, wie die EU-Regierungen diese Situation handhaben, wird maßgeblich sein für das Vertrauen in die gemeinsame Währung“, so Graf Waldersee. Die Krise lege schonungslos die Defizite einiger europäischer Volkswirtschaften und den erheblichen Reformbedarf der Europäischen Union offen: „Jetzt zeigen sich sehr deutlich die wahren Qualitäten der verschiedenen Standorte. Und der Handlungsdruck ist bei einigen Staaten enorm. Wenn nun die nationalen Regierungen tatsächlich ihre strukturellen Probleme angehen und damit ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit steigern, kann dies langfristig durchaus zu einer Stärkung der Wirtschaftskraft und des Zusammenhalts Europas führen“.

Zudem habe sich erwiesen, wie dringend notwendig eine stärkere Koordination der Wirtschafts- und Fiskalpolitik der Euroländer sei. „Die Länder des Euroraums stehen nun vor der Herausforderung, ihre Handlungsfähigkeit zu beweisen, die Märkte zu beruhigen und alle Zweifel an der Zahlungsfähigkeit von Euro-Ländern auszuräumen. Wenn das gelingt, hat der Euro alle Chance, das verloren gegangene Vertrauen zurückzugewinnen.“

Derzeit allerdings sei die Verunsicherung groß: „Die anhaltende Nervosität an den Märkten kann sich zu einer ernsthaften Bedrohung für die konjunkturelle Erholung entwickeln. Die Eurokrise hat die Erholung des Vertrauens gestoppt und setzt nun ein großes Fragezeichen hinter den aktuellen Aufschwung“, fasst Graf Waldersee zusammen.

(...) +++

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