gesellschaft

Erderwärmung: Arktisches Meereis schmilzt rapide - "Von einer Erholung kann keine Rede sein"
(nf/red/15.09.10) Die Eisflächen rund um den Nordpol schwinden in beschleunigtem Tempo. Das geht aus einer neuen Auswertung des KlimaCampus der Universität Hamburg hervor. Von einer Erholung der Eisbedeckung könne keine Rede sein, so die Forscher. Besonders alarmierend sei, dass die Eismasse nicht nur flächenmäßig kleiner, sondern auch immer dünner werde. Für die Negativentwicklung verantwortlich sei neben natürlichen Ursachen vor allem die vom Menschen verursachte Erderwärmung.

Originaltext des KlimaCampus:

+++Die sommerliche Meereisbedeckung des Arktischen Ozeans wird in diesem Jahr einen der niedrigsten Werte der vergangenen 20 Jahre erreichen. Das zeigen Auswertungen von Satellitenaufnahmen, die Prof. Dr. Lars Kaleschke am KlimaCampus der Universität Hamburg vorgenommen hat. Zum vierten Mal in Folge ist die Arktis damit mit weniger Eis überzogen, als selbst nach dem Abwärtstrend der vergangenen Jahrzehnte zu erwarten gewesen wäre. „Die Ergebnisse sind deshalb bedenklich, weil sich die Negativentwicklung beschleunigt hat. Von einer ,Erholung’ der Eisbedeckung kann keine Rede sein“, sagt Kaleschke. Diese Entwicklung ist nach Einschätzung von Prof. Dr. Rüdiger Gerdes vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung nicht allein durch natürliche Ursachen, sondern vor allem durch den von Menschen verursachten Klimawandel zu erklären. (...)

Zum Ende des arktischen Sommers wird sich die Meereisfläche rund um den Nordpol im Septembermittelwert auf etwa 4,9 Millionen Quadratkilometer reduzieren, errechnete Kaleschke. Im Mittelwert der vergangenen 40 Jahre hatte das Eis im September eine Fläche von 6,7 Millionen Quadratkilometern bedeckt; 1980 lag die Ausdehnung noch bei 7,8 Millionen Quadratkilometern.

Der für diesen September (...) erwartete Mittelwert gehört zu den vier niedrigsten Werten seit Beginn der Satellitenauswertung Anfang der 70er Jahre. Die geringste Meereisausdehnung registrierten die Wissenschaftler 2007 mit 4,2 Millionen Quadratkilometer. Das Meereisminimum unterliegt von Jahr zu Jahr zum Teil starken Schwankungen; im statistischen Mittel reduziert sich die Fläche seit 1970 um etwa acht Prozent pro Dekade.   
 
In den vergangenen beiden Jahren hatte die Meereisfläche gegenüber 2007 wieder zugenommen. Deshalb war nicht ausgeschlossen, dass in diesem Jahr der Negativtrend der vergangenen Jahre gebrochen werden könnte. Diese Erwartung bestätigte sich jedoch nicht. Dass die tatsächlichen Eisverhältnisse in der Arktis mittlerweile die errechneten Werte in den globalen Klimamodellen des IPCC-Berichts unterschreiten, kann nach Angaben von Prof. Gerdes unterschiedliche Ursachen haben. Gerdes ist Meereis-Experte des Alfred-Wegener-Institutes und dort unter anderem für die Auswertung von Klimamodellen für die Arktis zuständig.
 
„Heute spielen langfristige natürliche Klimavariabilität und der Einfluss des Menschen vergleichbare Rollen in der Artkis“, sagt Gerdes. Der anthropogene Temperaturanstieg kommt zusammen mit einer warmen Phase der Atlantischen Multidekadischen Oszillation (AMO); beides zusammen führt zu dem extremen Eisrückgang der vergangenen Jahre. In der AMO folgte auf eine kalte Periode zwischen 1860 und 1930 mit niedrigeren Temperaturen an der Wasseroberfläche in den 1940er Jahren eine Warmperiode. Seit den 1990er Jahren folgte erneut eine wärmere Periode. Für die zukünftige Entwicklung des Meereises ist es entscheidend, wie schnell die AMO in ihre kalte Phase zurückkehrt. 

Dass die Warmperiode in den 1940er Jahren nicht zum Abschmelzen des Meereises im heutigen Ausmaß führte, liegt laut Gerdes an der unterschiedlichen Entwicklung der Meereisdicke. „Mittlerweile habe die Eismasse im Winter teilweise jenen kritischen Punkt unterschritten, die das Abschmelzen im Sommer ermöglichte. Vor 70 Jahren war das winterliche Eis dagegen noch so dick, dass dies nicht geschehen konnte“, erläuterte Gerdes.+++

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