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Finanzmarkt: "Die Konjunktur kommt den Banken zu Hilfe" - Erholung nach der Euro-Krise - Aber: "Noch zahlreiche Baustellen"
(nf/red/29.09.10) Deutsche Großbanken profitieren vom anhaltenden Wirtschaftsaufschwung und fahren wieder satte Gewinne ein. Dies geht aus einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young hervor. Der positive Trend gilt allerdings nicht für alle untersuchten Kreditinstitute. Belastend wirkte sich vor allem die Euro-Krise aus. Hier sei im zweiten Halbjahr mit einer weiteren Stabilisierung zu rechnen. Dennoch raten die Autoren der Studie dazu, die hohe Abhängigkeit von der Entwicklung an den Finanzmärkten zu reduzieren.

Originaltext von Ernst & Young:

+++Vor allem dank stark gesunkener Zuführungen zur Risikovorsorge konnten die 14 größten deutschen Banken im ersten Halbjahr einen deutlich höheren Gewinn einfahren: nach 1,1 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2009 verdienten sie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nach Steuern 4,3 Milliarden Euro. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Diese Studie basiert auf einem Vergleich der Ergebnisse der Halbjahresberichte 2010 mit den Ergebnissen der Vorjahres-Halbjahresberichte. Diese 14 Banken sind auch diejenigen deutschen Banken, die am Stress-Szenario der europäischen Bankenaufsicht CEBS teilgenommen haben.

Das kumulierte Nettoergebnis (Konzernergebnis nach Steuern) der untersuchten Banken hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast vervierfacht: von 1,1 Milliarden auf 4,3 Milliarden Euro – was allerdings zum großen Teil auf einen deutlichen Gewinnanstieg bei der Commerzbank zurückzuführen ist. Denn immerhin 6 der 14 Banken haben zur Jahresmitte ein geringeres Konzernergebnis ausgewiesen als im Vorjahreszeitraum. Das absolut höchste Konzernergebnis konnte die Deutsche Bank verbuchen, die im ersten Halbjahr nach Steuern 2,943 Milliarden Euro verdient hat – 688 Millionen Euro mehr als im Vorjahreszeitraum. Den höchsten Verlust verzeichnete die inzwischen verstaatlichte HRE mit 700 Millionen Euro – nach 1,13 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

Die einzelnen Ertragskomponenten haben sich dabei sehr unterschiedlich entwickelt (...)

Beim Ergebnis aus Marktbewertungen – worunter hier die Handelsergebnisse sowie Fair Value-Bewertungen subsummiert wurden – war ein deutlicher Negativtrend zu beobachten: bei der Mehrheit der Banken (11) ist es gesunken, nur drei Banken verzeichneten ein höheres Ergebnis als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt sank das kumulierte Ergebnis aus Marktbewertungen der untersuchten Banken um fast 60 Prozent von 7,7 auf 3,1 Milliarden Euro.

Eurokrise wirkt sich stark auf Halbjahres-Ergebnisse aus

Hauptgrund für die insgesamt schwache Entwicklung im Bereich Handelsergebnisse / Fair Value-Bewertungen sind die Verwerfungen an den Rentenmärkten aufgrund der Euro-Staatsschuldenkrise. Die Ausweitung der Risikoaufschläge, insbesondere bei den PIIGS-Staaten Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien hatten zum Bewertungsstichtag erhebliche Abwertungen zur Folge – mit entsprechenden Folgen für die Fair Value Bewertungen in den Halbjahresergebnissen. “Seit der Eurokrise hat sich die Lage allerdings wieder deutlich aufgehellt. Inzwischen dürften die Wertminderungen, die zu den erheblichen Defiziten in den Handelsergebnissen führten, spürbar wieder aufgeholt worden sein“, erwartet Dirk Müller-Tronnier, Leiter des Bankenbereichs bei Ernst & Young. “Dies lässt Ergebnisaufholpotenzial für das zweite Halbjahr erhoffen“. Zurzeit scheine es, dass die Entwicklung an den Finanzmärkten im zweiten Halbjahr weniger volatil verlaufen wird als im ersten Halbjahr und dass die Bewertungen zum Jahresende auf einem zum Vorjahr vergleichbaren Niveau liegen werden.

Müller-Tronnier stellt aber auch fest: „Dass sich die schwachen Handelsergebnisse so stark auf die Konzernergebnisse ausgewirkt haben, zeigt die immer noch hohe Abhängigkeit einiger Banken von der Entwicklung an den Finanzmärkten. Zwar versuchen die Institute, das Kreditersatzgeschäft weiter abzubauen. Trotz erster Erfolge in diesem Bereich stellt das Kreditersatzgeschäft aber immer noch einen bedeutenden Posten in den Bankbilanzen dar – weitere starke Ergebnisschwankungen können und werden in Zukunft wohl die Folge sein“, prognostiziert Müller-Tronnier.

Gute Konjunkturentwicklung ermöglicht Abbau der Risikovorsorge

Angesichts des überraschend starken Aufschwungs in Deutschland konnten 12 der 14 untersuchten Banken weniger neue Kreditrisikovorsorge bilden. Im ersten Halbjahr 2009 lag der Risikovorsorgebedarf der untersuchten Banken noch bei 8,9 Milliarden Euro – ein Jahr später nur noch bei 4,4 Milliarden Euro. Im Durchschnitt konnten die Banken den Vorsorgeaufwand um 44 Prozent reduzieren.

„Die Konjunkturentwicklung kommt den Banken zu Hilfe. Sie ist der Haupttreiber des insgesamt relativ gut verlaufenen ersten Halbjahres. Die in Summe deutlich gestiegenen Konzernergebnisse sind in erster Linie auf den geringeren Risikovorsorgebedarf zurückzuführen“, stellt Müller-Tronnier klar. „Ein einheitlicher Positivtrend lässt sich daraus aber noch keineswegs ableiten“.

„Die Banken müssen noch an zahlreichen Baustellen arbeiten“, konstatiert Müller-Tronnier. „Die meisten Institute kommen im Kundengeschäft nur langsam voran – die Entwicklung der Provisionsüberschüsse war sehr uneinheitlich. Das Kreditersatzgeschäft und die Wertpapierbewertung allgemein stellt immer einen erheblichen Unsicherheitsfaktor dar“.

Dies und die zukünftig steigenden Anforderung an die Eigenkapitalausstattung und Kernkapitalquote – Stichwort Basel III – werden die Banken vor dauernde Herausforderungen stellen, prognostiziert Müller-Tronnier (...)  +++

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