(nf/red/25.12.10) Aus rein ökonomischer Sicht war das Jahr 2010 eine Erfolgsgeschichte: satte Wachstumsraten, freundlicher Arbeitsmarkt, anziehender Konsum. Noch in der Rezession hatte der Staat kräftig angeschoben. Nun sitzt er auf Schuldenbergen, deren Ausmaße immer beängstigender werden. Doch die Krisenfolgen nur in finanzieller oder ökonomischer Hinsicht zu bilanzieren, wäre wohl zu kurz gegriffen.
Gelitten hat auch die Befindlichkeit der Menschen. Vor allem bei Angehörigen der Mittelschicht hat sich das Gefühl der existenziellen Bedrohung tief ins Bewusstsein eingegraben. Die Auswirkungen sind eine nachhaltige Verunsicherung und die zunehmende "Vereisung des gesellschaftlichen Klimas". Zu diesem Ergebnis kommt die nunmehr neunte Folge der Langzeitstudie "Deutsche Zustände" des Teams um den Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer. Zu beobachten sei eine "rohe Bürgerlichkeit" und eine deutliche Tendenz zur Abwertung von vermeintlich "wirtschaftlich Nutzlosen". Die Wissenschaftler monieren einen sich zuspitzenden "Klassenkampf von oben", verbunden mit der zunehmenden Weigerung einkommensstärkerer Schichten, Schwächere zu unterstützen. "Die Perspektive für eine liberale und humane Zukunft dieser Gesellschaft sieht anders aus", lautet das Fazit der breit angelegten Untersuchung, die vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld realisiert wurde. Die Studie ist als Buch bei Suhrkamp erschienen.
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