gesellschaft

Jahresbericht: Junge Generation in weiten Teilen der Welt ohne Perspektive - Umbruch in Nordafrika zeigt Chancen des Wandels
(nf/red/25.02.11) Der Umbruch in Nordafrika erscheint vor allem als ein Aufbegehren der jungen Generation. Ob in Tunesien, Ägypten oder Libyen - jugendlicher Zorn über politische Unterdrückung und ökonomische Perspektivlosigkeit befeuert machtvolle Protestbewegungen, die zur Implosion der jeweiligen Herrschaftsstrukturen führen. Doch nicht nur im arabischen Raum könnten Unzufriedenheit und Verzweiflung junger Menschen solche Sprengkraft entwickeln. In nahezu allen Entwicklungs- und Schwellenländern leiden Jugendliche unter fehlenden Chancen und Hoffnungslosigkeit, wie der Jahresbericht des Kinderhilfswerks Unicef betont. Weltweit stehen demnach hunderte Millionen junger Menschen vor enormen Problemen wie Armut und Arbeitslosigkeit, Gewalt, Ausbeutung oder Kriminalität. Unicef appelliert an die betroffenen Länder, Jugendlichen mehr Schutz zu gewähren und die Potenziale einer jungen Bevölkerung besser zu nutzen.

Originaltext von Unicef:

+++ Ein großer Teil der rund eine Milliarde Jugendlichen in den Entwicklungs- und Schwellenländern leidet unter Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit. Dies ist das Ergebnis des UNICEF-Jahresberichts „Zur Situation der Kinder in der Welt 2011“. UNICEF befürchtet, dass sich die weltweiten Probleme von Jugendlichen im kommenden Jahrzehnt noch weiter verschärfen werden. Hauptgründe dafür sind die Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, der Klimawandel, die zunehmende Migration und Verstädterung sowie die wachsende Zahl von Konflikten und humanitären Krisen. Während es weltweit Fortschritte für jüngere Kinder gibt, stehen Jugendliche im Übergang ins Erwachsenenalter vor enormen Problemen:
  • 81 Millionen Jugendliche weltweit sind arbeitslos. Die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen ist fast dreimal so hoch wie unter Erwachsenen – am höchsten ist sie in den Maghrebstaaten Nordafrikas. Dort sind trotz vergleichsweise guter Ausbildung fast ein Viertel der Heranwachsenden ohne Job.
  • Mädchen im Teenageralter sind vielfach benachteiligt. Sie sind schlechter ernährt und besuchen viel seltener eine weiterführende Schule als Jungen. Jedes dritte Mädchen in den Entwicklungsländern (ohne China) heiratet vor ihrem 18. Geburtstag, viele bereits sehr jung.
  • Weltweit können etwa 71 Millionen Jugendliche nach der Grundschule nicht weiter zur Schule gehen. Angesichts des steigenden Wettbewerbsdrucks haben sie kaum eine Chance auf eine gute Arbeitsstelle.
  • Jugendliche aus armen Familien sind auch in besonderem Maße von Gewalt und Ausbeutung bedroht. In Krisengebieten werden viele Heranwachsende als Soldaten missbraucht.
„Neun von zehn Jugendlichen leben in Entwicklungsländern. Sie brauchen Schutz und Chancen. Regierungen und Entwicklungsprogramme müssen die Unzufriedenheit der Jugend, wie aktuell in Nordafrika, ernst nehmen. Sie ist eine Chance für sozialen Wandel und Fortschritt“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „So kann der Kreislauf aus Armut und Ungleichheit durchbrochen werden, der viele Länder und Regionen lähmt.“

„Wir Jugendlichen wünschen uns von den Erwachsenen, dass sie uns nicht nur als Problem wahrnehmen“, sagte Lilly Grass (18), UNICEF-JuniorBotschafterin aus Karlsruhe.“ Wir wollen lernen, wir wollen arbeiten, und viele Jugendliche sind bereit, sich für die Umwelt und andere Menschen einzusetzen und sich politisch zu beteiligen – wenn man uns lässt.“

Gezielte Investitionen notwendig

Derzeit wächst mit 1,2 Milliarden Jungen und Mädchen zwischen 10 und 19 Jahren eine riesige Jugendgeneration auf. Die Regierungen und Programme der Entwicklungszusammenarbeit haben sie jedoch kaum im Blick. So hat es zwar große Fortschritte im Kampf gegen Kindersterblichkeit gegeben, aber die Bedrohungen für Jugendliche werden bisher nicht ausreichend berücksichtigt. In Brasilien wurden zum Beispiel zwischen 1998 und 2008 durch Gesundheitsprogramme schätzungsweise 26.000 Babys gerettet. Gleichzeitig sind Jugendliche unzureichend vor Gewalt geschützt: Im gleichen Zeitraum wurden allein 81.000 brasilianische Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren ermordet.

Jugendliche sind heute zwar im Allgemeinen gesünder als in früheren Generationen. Doch die Gesundheitsrisiken sind weiter groß: Allein durch Unfälle sterben jedes Jahr rund 400.000 Jugendliche. Weitere Risiken sind Essstörungen und Drogenmissbrauch. Schätzungsweise einer von fünf Jugendlichen hat psychische oder Verhaltensprobleme.

Der UNICEF-Jahresbericht unterstreicht: Es entscheidet sich in der Jugendphase, ob Armut und Perspektivlosigkeit in die nächste Generation vererbt werden. Für viele Länder geht es darum, die Chancen einer jungen Bevölkerung für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung besser zu nutzen. (...) +++

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