Libyen: Massenflucht geht weiter - Immer mehr Binnenvertriebene suchen Schutz vor Übergriffen der Gaddafi-Unterstützer |
(nf/red/23.03.11) Trotz der Luftangriffe der westlichen Verbündeten geht Libyens Machthaber Gaddafi offenbar weiter mit voller Härte gegen Städte im Osten des Landes vor, die von Aufständischen kontrolliert werden. Angesichts der eskalierenden Gewalt hält die Massenflucht der Zivilbevölkerung an. Laut UNHCR sind bislang mehr als 320.000 Menschen geflohen. Inzwischen wächst die Zahl der Binnenvertriebenen, die Schutz vor den anrückenden Gaddafi-Truppen und möglichen Übergriffen suchen. Die humanitäre Situation wird den Angaben zufolge immer schwieriger.
Originaltext des UNHCR:
+++ Flüchtlinge an der Grenze zu Ägypten berichten UNHCR von Tausenden Libyern, die im Osten des Landes auf der Flucht sind. Sie suchen Zuflucht in Wohnhäusern, Schulen und Universitätsgebäuden. Flüchtlinge, die am Wochenende an der ägyptischen Grenze angekommen sind, berichteten von Vertreibungen in Adschdabija, Derna und Tubruk.
Aufgrund der aktuellen Entwicklungen sind humanitäre Hilfslieferungen nach Libyen sehr schwierig. Es kommt zu Engpässen bei der Versorgung mit Medikamenten und Grundnahrungsmitteln im Osten Libyens. Der rapide Anstieg der Nahrungsmittelpreise verschlimmert die Lage zusätzlich. UNHCR wird daher morgen mit Unterstützung des UN-Welternährungsprogramms (WFP) eine Hilfslieferung bestehend aus 5.000 Decken und 5.000 Schlafmatten nach Benghasi schicken.
Als Fluchtursache gaben die Libyer Angst vor Übergriffen der Gaddafi-Unterstützer an. Ihnen zufolge würden sich viele Menschen nach 16 Uhr nicht mehr trauen, ihre Häuser zu verlassen. Einige Wohnhäuser wurden völlig zerstört. Angst und Ungewissheit werden durch den Ausfall des Mobilfunknetzes zusätzlich angefacht.
Die Lage an der ägyptischen Grenze ist momentan relativ ruhig. UNHCR-Mitarbeiter zählten am gestrigen Tag 400 ankommende Autos. Nach ägyptischen Regierungsquellen überquerten am Sonntag etwa 3.000 Menschen die Grenze, darunter 1.560 Libyer und 1.344 Ägypter.
Bei der Repatriierung von Menschen aus Drittstaaten konnten zudem erhebliche Fortschritte erzielt werden. Gestern Abend befanden sich noch etwa 1.700 Menschen an der ägyptisch-libyschen Grenze. Unter ihnen waren circa 270 Flüchtlinge und Asylsuchende, weitere 1.300 Tschader warten auf Weiterreise.
Indes hören UNHCR-Mitarbeiter an der libysch-tunesischen Grenze weiterhin entfernte Schüsse in Libyen. die Truppen auf libyscher Seite wurden in den vergangenen Tagen stark aufgestockt. Einige Neuankömmlinge berichteten von Einschüchterungsaktionen an den Kontrollpunkten zwischen Tripolis und der Grenze in Ras Adschir.
Im tunesischen Flüchtlingscamp in Shousha verläuft die Repatriierung gut. Geschätzte 4.700 Menschen halten sich derzeit im Lager auf. Gemäß tunesischer Behörden sind seit vergangenen Sonntag 1.832 Menschen angekommen.
UNHCR und die Internationale Organisation für Migration (IOM) haben bis jetzt 264 Evakuierungs-Flüge ermöglicht, mit deren Hilfe 58.200 Tunesier, Ägypter und Algerier in ihre Heimatländer zurückkehren konnten. Bis zum 20. März hatten insgesamt 323.594 Menschen die Flucht vor der Gewalt in Libyen angetreten. 167.473 von ihnen flohen nach Tunesien (darunter 19.185 Tunesier, 19.713 Libyer und 128.602 weitere) und 140.876 nach Ägypten (darunter 75.795 Ägypter, 20.553 Libyer und 65.801 weitere). Zudem sind 6.077 Menschen in den Niger ausgereist (darunter 4.915 Nigrer und 1.162 weitere) und 9.168 Menschen nach Algerien. +++
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