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Weltwirtschaft: Inflation bringt Unsicherheit - Deutschland als "Lokomotive" der Eurozone - Düstere Aussichten für Japan
(nf/red/27.04.11) Die Gewichte im weltwirtschaftlichen Gefüge verschieben sich weiter. Das geht aus dem "Global Economic Outlook" der Prüfungs- und Beratungsfirma Deloitte hervor. Unsicheren Zeiten blicken demnach die USA entgegen. Japan muss sich im Zuge der Atomkatastrophe von Fukushima auf den ökonomischen Abstieg einstellen. Deutschland bleibt laut Report vorerst Zugpferd einer bröckelnden Eurozone, während die Schwellenländer ihren Vormarsch fortsetzen dürften. Geprägt wird das Gesamtszenario vom allgegenwärtigen Risiko der Inflation, angetrieben durch steigende Kosten für Rohstoffe, Energie und Nahrungsmittel. Für Verunsicherung sorgen zusätzlich die wachsenden Lasten der Schuldenkrise und der politische Umbruch im arabischen Raum.

Originaltext von Deloitte:

+++ Laut aktuellem Deloitte Global Economic Outlook bleibt Deutschland Lokomotive der allmählichen Erholung der Euro-Zone – und steht stellvertretend für das ökonomische Ungleichgewicht von „Kern-“ und „Randstaaten“ der Union. Insgesamt ist das prognostizierte Wachstum der Euro-Zone für 2011/2012 mit 1,7 bzw. 1,5 Prozent moderat. Die Inflation bleibt beherrschendes Thema in den aufstrebenden Volkswirtschaften Chinas, Indiens und Brasiliens. In den USA ist die wirtschaftliche Erholung von zahlreichen Risiken bedroht – manche dieser bergen aber auch Chancen. Düster sind die Aussichten für Japan: Standen die Dinge schon vor der Katastrophe nicht zum Besten, so scheinen die jüngsten Ereignisse die wirtschaftliche Entwicklung nochmals negativ zu beeinträchtigen.

„Ein wichtiges Thema bei der Entwicklung der Weltwirtschaft ist die Ernährungssituation. Treiben Inflation und zunehmende Ressourcenknappheit die Nahrungsmittelpreise weiter in die Höhe – eine Tendenz, die vom verstärkten Pflanzenanbau zur Treibstoffgewinnung unterstützt wird –, drohen ernsthafte Verwerfungen in weiten Teilen der Welt“, erklärt Dr. Elisabeth Denison, Director Corporate Development & Strategy bei Deloitte.

Euroland gespalten

Die Eurozone ist von zwei unterschiedlichen Tendenzen geprägt: Während die Kernländer wieder erstarken, gerät die Peripherie zusehends unter Druck. Auf der anderen Seite besteht gerade für die Kernländer wie Deutschland mittelfristig eine erhöhte Inflationsgefahr – getrieben durch weltweit anziehende Rohstoffpreise, aber auch durch Lohnerhöhungen nach einer langen Phase der Lohnzurückhaltung. Nachdem die Löhne vor der Krise vor allem in der Peripherie überproportional stiegen (und damit zur Schuldenkrise beitrugen), birgt nun die erwartete Lohnentwicklung in den Kernländern Risiken. In Großbritannien hingegen werden die Unternehmen bis auf Weiteres den Erholungsprozess tragen, da weder seitens verunsicherter Verbraucher noch seitens des verschuldeten öffentlichen Sektors Wachstumsimpulse zu erwarten sind.

USA: Risiken und Chancen im Equilibrium

„Black Swan“ gilt als Bezeichnung für sehr unwahrscheinliche Ereignisse mit zumeist drastischen Auswirkungen. Solche Ereignisse können die volkswirtschaftliche Entwicklung maßgeblich beeinflussen – allerdings nicht nur negativ. So könnten Black-Swan-Ereignisse wie das Erdbeben in Japan oder die Unruhen im Mittleren Osten durch ihre Auswirkungen auf globale Lieferketten und Inflationsängste einen Ausweg aus der Liquiditätsfalle weisen, in der sich die USA befinden. Steigende Rohstoffpreise haben außerdem die Erschließung von Inland-Erdgasvorkommen begünstigt und zum vermehrten Einsatz dieses vergleichsweise preiswerten Energieträgers in den USA geführt. Insgesamt sind die Aussichten für die USA durchwachsen, es besteht jedoch die Chance auf besser als erwartetes Wachstum.

Japan: Auswirkungen des Erdbebens

Wenig ermutigend ist die Lage in Japan. Die jüngste Naturkatastrophe hat der angeschlagenen Wirtschaft des Landes einen weiteren Schlag versetzt, bedroht die industrielle Produktion und die Energieinfrastruktur. Zwar wird der Wiederaufbau für eine bestimmte konjunkturelle Belebung sorgen, mittelfristig sehen Experten für Japan aber die Gefahr einer Schuldenkrise, die das Ausmaß der Krise in der EU noch übertreffen könnte.

China: Im Kampf gegen die Inflation

China hat vor allem ein Problem: Inflation. Steigende Nahrungsmittel- und Rohstoffpreise bedrohen Stabilität und inneren Frieden. Die Führung versucht einmal mehr, ein Überhitzen der Konjunktur zu dämpfen, konnte aber auch durch Zinserhöhung bislang kein klares Signal setzen. Langfristig wird die Entwicklung in China durch einen demografischen Wandel beeinflusst, der das Wachstum ähnlich wie in den Industrieländern verlangsamen wird.

Indien: Sorgenkind Nahrungsmittelpreise

Auch in Indien ist Inflation das dominierende Thema. Eine durchschnittliche Teuerung von noch knapp zehn Prozent für Nahrungsmittel – nach 20 Prozent im letzten Jahr – stellt das Land vor große Probleme, Gleiches gilt für den steigenden Ölpreis. Überdies trägt ein unverändert robuster Konsum zur Inflation bei. Allgemein wird für die nächste Zeit mit einer deutlichen Zinserhöhung gerechnet. Insgesamt sind Indiens Probleme langfristiger Natur und bedürfen einer nachhaltigen Lösung.

Brasilien und Russland: unterschiedliche Perspektiven

In den anderen beiden BRIC-Staaten Brasilien und Russland sind die Perspektiven sehr unterschiedlich: In Brasilien stellt die Inflation das größte Risiko dar. Zudem droht wegen der begehrten Rohstoffvorkommen im Land die sogenannte „holländische Krankheit“ (Dutch Disease): Die hohe Nachfrage führt zu einer Währungsaufwertung, was wiederum den allgemeinen Export beeinträchtigt. Anders als in Russland sind die generellen Aussichten für Brasilien jedoch gut. In Russland sind die Aussichten außerhalb des Rohstoffsektors indes eher gedämpft.

„Nicht nur die Entwicklung in Europa, Amerika und Fernost beeinflusst die Weltwirtschaft, sondern auch die Ereignisse in Nordafrika und im arabischen Raum. Geopolitische Umbrüche in dieser Region könnten den globalen Wachstum mittelfristig maßgeblich beeinflussen“, ergänzt Dr. Elisabeth Denison. (...) +++

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