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Arbeitsmarkt: Junge Akademiker mit verbesserten Chancen beim Berufseinstieg - Zufriedenheit bei Bachelorabsolventen - Mehrheit setzt dennoch auf Masterabschluss
(nf/red/04.05.11) Gehört die "Generation Praktikum" der Vergangenheit an? Die Aufwärtsbewegung am Arbeitsmarkt scheint sich mittlerweile auch für junge Akademiker auszuzahlen. Vielen gelingt der Berufseinstieg offenbar besser als erwartet. Dies gilt vor allem für Absolventen der umstrittenen Bachelor-Studiengänge, wie aus einer Studie hervorgeht, die das HIS-Institut für Hochschulforschung gemeinsam mit Partnern erarbeitet hat. Zuletzt stand das Bachelor-Studium stark in der Kritik. Praxisferne, Stoffdichte, Verschulung und ein Mangel an wissenschaftlichem Freiraum: Faktoren, die dazu beitragen, dass die überwiegende Mehrheit der Studierenden auf den weiterführenden Masterabschluss setzt. Dennoch sei der Bachelor besser als sein Ruf, heißt es im Kommentar zur Studie.

Audio zum Thema (Autor: Matthias Widder)

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Originaltext des HIS-Institut für Hochschulforschung:

+++ Bachelorabsolventen gelingt der Berufseinstieg überwiegend reibungslos. Die Hälfte der Absolventen von Fachhochschulen und ein Viertel der Universitätsabsolventen nimmt mit dem ersten akademischen Abschluss direkt eine Berufstätigkeit auf. Nach einem Jahr im Beruf ist die Mehrzahl mit Vergütung, Aufgabenbereich und Karriereperspektiven zufrieden.

Derzeit setzt der überwiegende Teil der Studierenden seine akademische Ausbildung allerdings mit einem Masterstudium fort. Neunzig Prozent tun dies im Wunschfach und am Wunschort. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Mit dem Bachelor in den Beruf“ – eine breit angelegte Befragung von Studierenden, Bachelorabsolventen und Unternehmen, die heute in Berlin vorgestellt wurde. Die Studie wurde vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft gemeinsam mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln und dem HIS-Institut für Hochschulforschung erstellt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Sie beleuchtet die Arbeitsmarktbefähigung, die aktuelle Arbeitsmarktsituation und die Perspektiven von Bachelorstudierenden und -absolventen. Dazu wurden 10.000 Bachelorstudierende, Studierende traditioneller Studiengänge, Bachelorabsolventen und 1.500 Unternehmen in repräsentativen Erhebungen in der zweiten Jahreshälfte 2010 befragt.

Es gibt aber auch Kritik: Viele Hochschulen haben die Bologna-Reform nach Einschätzung der Befragten nicht zu einer grundlegenden Modernisierung der Studieninhalte genutzt. Studierende und Unternehmen monieren übereinstimmend fehlenden Praxisbezug und eine gleichzeitige Stoffüberfrachtung in den Studiengängen.

„Insgesamt machen die Ergebnisse der Studie deutlich, dass das Herumgenörgele an der Bologna-Reform völlig unbegründet war und ist“, sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan. „Wer einen Bachelor vorweisen kann, hat gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Die Unternehmen haben nun die jungen, gut ausgebildeten Berufseinsteiger, die sie immer wollten, und natürlich stellen sie sie ein – alles andere wäre auch absurd.“ Zur Kritik am fehlenden Praxisbezug und der Stoffüberfrachtung der Studiengänge sagte Schavan: „An einzelnen Stellen besteht durchaus noch Nachbesserungsbedarf. Deshalb haben wir den Qualitätspakt Lehre ins Leben gerufen, mit dem wir ganz gezielt in die Verbesserung von Studienbedingungen und Lehre an den Hochschulen investieren werden.“

„Die Studie lässt den vorsichtigen Schluss zu, dass der Bachelor am Arbeitsmarkt angekommen ist“, sagte Arend Oetker, Präsident des Stifterverbandes, heute bei der Vorstellung der Studie. Relativ geräuschlos resorbiere die Arbeitswelt diejenigen Bachelorabsolventen, die nach ihrem ersten Hochschulabschluss erwerbstätig werden wollen. Die meisten Unternehmen machen weder bei der Besetzung von Einstiegspositionen noch bei den Gehältern oder den weiteren Karriereperspektiven Unterschiede zwischen den Hochschulabschlüssen. Oetker plädierte für „mehr Gelassenheit und Unaufgeregtheit“. Die Debatten um die Hochschulreform hätten bereits erkennbare Spuren hinterlassen. Dass die Mehrheit der Bachelorabsolventen direkt ein Masterstudium anschließe, liege auch daran, dass sie den eigenen Arbeitsmarktchancen nicht traut. Und Unternehmen, die noch keine Bachelors beschäftigen, urteilen überwiegend schlechter über den neuen Abschluss, als diejenigen, die bereits Erfahrungen mit ihm sammeln konnten. „Was den tatsächlichen Arbeitsmarkterfolg angeht, gilt: Der Bachelor ist besser als sein Ruf“, sagte Oetker. +++

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