wirtschaft

Konjunktur: Institute korrigieren Prognosen für Deutschland nach unten - "Turbulenzen drohen auf die Realwirtschaft überzugreifen"
(nf/red/13.09.11) Wirtschaftsforscher zeigen sich zunehmend besorgt über die weitere Konjunkturentwicklung in Deutschland. Führende Institute korrigierten ihre Wachstumsprognosen jetzt deutlich nach unten. Während das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sogar eine Rezession nicht mehr ausschließt, geht das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) lediglich von einem Abflachen des Aufwärtstrends aus. Eindringlich warnen die Experten vom HWWI vor zahlreichen Risiken, die sich aus der unbewältigten Staatsschuldenkrise, aus einer Abschwächung der Weltwirtschaft oder aus den jüngsten Börsenturbulenzen ergeben. All dies drohe auf die Realwirtschaft überzugreifen. Nötig seien deshalb wirtschaftspolitisch überzeugende Konsolidierungskonzepte, um neues Vertrauen zu schaffen, die Finanzmärkte zu beruhigen und die Konjunktur zu stützen.

Originaltext des HWWI:

+++ Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat seine Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland aktualisiert und angesichts der jüngsten Finanzmarktturbulenzen und weltweit eingetrübten Konjunkturperspektiven gesenkt.

Für 2011 wird nunmehr mit einem Wirtschaftswachstum von 3 % gerechnet, für 2012 mit einem zwischen 1 und 1 ½ %. Die globalen Risiken für eine ungünstigere Entwicklung sind allerdings nach wie vor erheblich. Die deutsche Wirtschaft steht angesichts der guten binnenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen noch vergleichsweise gut da, sodass wir mit einem anhaltenden, wenn auch flacheren Aufwärtstrend rechnen. Die Arbeitsmarktlage wird sich dabei nur noch wenig verbessern. Der Preisauftrieb dürfte nachlassen und die Inflationsrate wieder unter 2 % sinken.

Die globalen Risiken für die Konjunktur – europäische und amerikanische Schuldenkrisen, Rezessionsängste in den USA, Inflationsdruck in den Schwellenländern, politische Unruhen in Nahost – wurden in den zurückliegenden Monaten zunehmend virulent. Die weltweiten Turbulenzen an den Börsen sind Ausdruck dessen und drohen über Vertrauens- und Vermögenseffekte auf die Realwirtschaft überzugreifen. Gleichzeitig sind die wirtschaftspolitischen Handlungsspielräume gering, da der Exit aus den expansiven Maßnahmen während der vergangenen Krise vielfach nicht gelungen ist. Nun erzwingen die Schuldenprobleme in einigen Ländern Sparprogramme, die wiederum die Konjunktur dämpfen.

Das alles belastet auch die bis zum Frühjahr dynamisch wachsende deutsche Wirtschaft, zumal nach dem kräftigen Aufholprozess nach der Krise 2008/2009 eine zyklische Abflachung erwartet worden war. (...)

In früheren Prognosen des HWWI war stets auf die externen Risiken hingewiesen worden, bei deren Zuspitzung der Aufschwung gefährdet wäre. Die nun nach unten revidierten Prognosen für 2011 und 2012 tragen den inzwischen eingetretenen Verschlechterungen Rechnung. Gleichwohl sind die Probleme noch keinesfalls gelöst und die Risiken für eine noch deutlich ungünstigere Entwicklung sind nach wie vor groß. Inwieweit diese virulent werden oder sich vermeiden lassen, wird von einer Reihe (wirtschafts-)politischer Entscheidungen in nächster Zeit abhängen. So müssen in Europa, aber auch in den USA, die Staatschuldenkrisen nachhaltig angegangen werden. Dabei ist der „Spagat“ zwischen Konsolidierung und Konjunktur sicherlich nicht einfach. Bei zu starken Sparanstrengungen droht ein Abgleiten in eine Rezession. Eine weitere Verschuldung bereits hoch verschuldeter Staaten würden die Finanzmärkte wohl nicht hinnehmen und es drohten Staatspleiten. überzeugende Konsolidierungskonzepte hingegen könnten bei privaten Verbrauchern und Investoren neues Vertrauen in die Fähigkeit der Politik, der Probleme Herr zu werden, schaffen und so die Finanzmärkte beruhigen und die Konjunktur stützen. Die größte Rezessionsgefahr besteht wohl für die USA und die europäischen Problemländer. Aber auch in wichtigen Schwellenländern scheint sich die Dynamik abzuschwächen, zumal hoher Inflationsdruck dort restriktive Maßnahmen erfordert. Eine weitere Verschärfung der Probleme würde die Konjunktur zusätzlich belasten. +++

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