literatur

Finanzökonomie: Destruktive Dominanz
(nf/red/26.10.11) Eine Krise jagt die nächste. Die Intervalle werden kürzer, die Ausmaße beängstigender, Folgeschäden sind kaum mehr zu überblicken. Erschüttert werden mittlerweile nicht nur "systemrelevante" Banken, sondern ganze Staaten und Staatengemeinschaften, die mühevoll aufgebaut wurden, um Frieden, Demokratie und Wohlstand zu garantieren. Scheitert Europa an der Eurokrise und was kommt danach? Ob Rettungsschirme den finalen Aufprall des weltweiten Finanzsystems tatsächlich verhindern können, bleibt vorerst offen. Sicher scheint dagegen: Ohne tiefgreifende Korrekturen lässt sich die Abwärtsspirale nicht stoppen. Unter Wissenschaftlern ist die Suche nach Ansatzpunkten längst im Gange. Der ursächliche Kern der Misere liege in einer überbordenden "Finanzialisierung" der Gesamtwirtschaft, meint etwa der kapitalismuskritische Ökonomieprofessor Christian Marazzi. In seinem Buch "Verbranntes Geld" beschreibt er, wie es dazu kommen konnte, dass auf nahezu allen Ebenen immer mehr Mittel in reine Geldgeschäfte flossen, während Investitionen in die Realwirtschaft im Verhältnis dazu hoffnungslos zurückblieben. Marazzi legt offen, welche Dimension die Dominanz des Finanzsektors inzwischen angenommen hat und plädiert vehement für grundlegend neue Regeln zur Steuerung einer Geldökonomie, die aus dem Ruder gelaufen ist. Der Titel ist im Züricher Diaphanes-Verlag erschienen.

Originaltext des Diaphanes-Verlags:

+++ Ein eindringliches, bestens informiertes und wichtiges Buch. Christian Marazzi liefert in ›Verbranntes Geld‹ eine innovative Analyse der Finanzökonomie, die heute die Wirtschaftskreisläufe in ihrer Gesamtheit durchdringt. Die globale Krise des Finanzkapitalismus ist nicht etwa eine unproduktive oder parasitäre Abweichung auf dem Weg zu mehr Wachstum. Im Gegenteil, es offenbart sich darin eben die Form der Akkumulation des Kapitals, die den neuen Prozessen der Produktion und der Wertschöpfung genau entspricht.

Zwischen Realwirtschaft und Finanzwirtschaft ist keine scharfe Trennung mehr zu ziehen, und der Kapitalismus ist längst nicht mehr mit Industriekapitalismus gleichzusetzen, sondern tritt ebenso als Biokapitalismus und Wissenskapitalismus in Erscheinung. Entscheidend ist, so Marazzi, ein neues begriffliches Rüstzeug nicht nur zum Verständnis der Krise zu entwickeln, sondern auch für den politischen Umgang mit der Finanzökonomie als solcher. +++

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