Fachkräftemangel: Expertenkommission fordert gesteuerte Zuwanderung und plädiert für einen "Paradigmenwechsel"
(nf/maw/30.11.11) Seit Jahren schon warnt die deutsche Wirtschaft vor einem drohenden Fachkräftemangel. In einigen Bereichen haben sich die Befürchtungen offenbar längst bestätigt.
Vor allem in den so genannten MINT-Berufen - gemeint sind die Felder Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik - klafft nach Arbeitgeberangaben schon jetzt eine gewaltige Lücke. Von 167.000 fehlenden MINT-Fachkräften spricht die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Betroffen seien insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, für die es häufig schwer sei, an qualifiziertes Personal heranzukommen.
Zunehmend gefragt sind nicht nur Ingenieure und gut ausgebildete Facharbeiter, sondern beispielsweise auch Ärzte und Pflegekräfte. Doch dabei dürfte es keineswegs bleiben. Experten gehen davon aus, dass der Mangel an Qualifizierten immer mehr Branchen erfassen wird, da die Alterung der Gesellschaft das Reservoir an Erwerbspersonen auf Dauer schrumpfen lässt.
Nach Wegen aus dem Dilemma suchte eine parteiübergreifende Expertenkommission, die im vergangenen Frühjahr von führenden Stiftungen wie etwa der Stiftung Mercator initiiert wurde und jetzt ihren "Aktionsplan" vorgelegt hat. Die Kernforderungen: bessere Chancen auf Bildung und Weiterbildung, eine stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen und die gesteuerte Zuwanderung von ausländischen Fachkräften.
Scharfe Kritik übte das Gremium unter Leitung des Sozialdemokraten Peter Struck und des Christdemokraten Armin Laschet am bestehenden Zuwanderungsrecht. Die Bestimmungen des Aufenthaltsrechts seien bürokratisch, intransparent und abschreckend. Für Fachkräfte aus dem Ausland, die international umworben werden, sei Deutschland momentan nicht interessant genug.
Um dies zu ändern empfiehlt die Kommission einen grundlegenden Umbau des deutschen Zuwanderungsrechts. Dazu gehörten etwa eine verbesserte Anerkennung ausländischer Qualifikationen oder auch eine erleichterte Niederlassungserlaubnis für ausländische Hochschulabsolventen, damit diese nach dem Studium dauerhaft in Deutschland bleiben. Außerdem plädiert das Gremium dafür, den Anwerbestopp außer Kraft zu setzen.
Gesteuerte Zuwanderung müsse sich an den Engpässen auf dem Arbeitsmarkt und an den in Deutschland benötigten Qualifikationen orientieren, so die Kommission. Noch wichtiger sei ein grundsätzliches Umdenken. Deutschland brauche Zuwanderung und daher einen "Paradigmenwechsel in der Zuwanderungskultur“.
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