wirtschaft

Datenreport: Mehr Armut trotz Beschäftigungsboom - Sinkendes Arbeitsvolumen - Enormer Zuwachs bei atypischen Jobs
(nf/red/26.11.13) Brummender Export, stabiler Arbeitsmarkt, stetiges Wachstum: Unter ökonomischem Blickwinkel hat sich Deutschland in den vergangenen Jahren geradezu prächtig entwickelt. Noch nie gab es hierzulande so viele Erwerbstätige - an Jobs scheint es also nicht unbedingt zu mangeln. Doch inwieweit bieten die verfügbaren Arbeitsplätze individuell eine tragfähige Existenzgrundlage? Zu einem eher kritischen Befund kommt hier eine gemeinsame Untersuchung des Statistischen Bundesamtes, der Bundeszentrale für politische Bildung, des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). Demnach arbeiten in der Bundesrepublik zwar immer mehr Menschen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, gleichzeitig wächst jedoch die Zahl derjenigen, die dauerhaft arm oder von Armut bedroht sind. Für diese alarmierende Entwicklung macht die Studie unter anderem die drastische Zunahme an atypischen Beschäftigungsverhältnissen verantwortlich. Dazu zählen Teilzeitjobs, geringfügige Beschäftigung, befristete Stellen oder auch Zeit- und Leiharbeit. Der "Datenreport 2013" zeigt darüber hinaus, dass trotz zunehmender Erwerbstätigkeit die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden insgesamt nicht etwa gestiegen, sondern kontinuierlich gesunken ist. Das geringere Arbeitsvolumen werde also auf mehr Schultern verteilt. Somit relativiere sich das sogenannte deutsche "Jobwunder".

Originaltext des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB):

+++ Deutschland erlebt seit Jahren einen Beschäftigungsboom, nie zuvor gab es so viele Erwerbstätige. Trotzdem sind heute mehr Menschen von Armut bedroht und mehr Menschen dauerhaft arm. Frauen trifft Armut häufiger als Männer. Deutlich gestiegen ist das Armutsrisiko der 55- bis 64-Jährigen. Unter den jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) gilt jeder Fünfte als armutsgefährdet. Dieses Bild zeichnet der heute in Berlin vorgestellte „Datenreport 2013. Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland“. Statistiker und Sozialforscher haben darin Zahlen und Befunde zu wichtigen Lebensbereichen zusammengestellt. Der Datenreport wird herausgegeben vom Statistischen Bundesamt, der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am DIW Berlin.

Mehr Beschäftigte, weniger Arbeitsvolumen

Deutschland hatte 2012 mit 41,5 Millionen so viele Erwerbstätige wie noch nie. Gleichzeitig war das Arbeitsvolumen niedriger als 1991. Die Zahl der Arbeitsstunden, die jeder Erwerbstätige durchschnittlich leistet, hat in den letzten 20 Jahren kontinuierlich abgenommen. Ein Grund: Immer mehr Menschen arbeiten gewollt oder unfreiwillig in Teilzeit. Zugenommen hat auch die atypische Beschäftigung: 2012 war gut jeder fünfte Kernerwerbstätige (22 Prozent) atypisch beschäftigt – besonders betroffen sind Frauen (33 Prozent), junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren (33 Prozent) und Menschen ohne Berufsabschluss (37 Prozent).

Armut: Menschen am Beginn und am Ende des Erwerbsalters besonders bedroht

Trotz wachsender Beschäftigtenzahl sind heute mehr Menschen von Armut bedroht. 2011 lag der Anteil armutsgefährdeter Personen bei 16,1 Prozent (2007: 15,2 Prozent). Als arm galt 2011, wer weniger als 980 Euro im Monat zur Verfügung hatte. Bei den 55- bis 64-Jährigen stieg das Armutsrisiko innerhalb von vier Jahren deutlich an: von 17,7 Prozent im Jahr 2007 auf 20,5 Prozent im Jahr 2011. Unter den 18- bis 24-Jährigen galten 2011 bereits 20,7 Prozent als armutsgefährdet (2007: 20,2 Prozent). Gleichzeitig hat die dauerhafte Armut zugenommen. Von den im Jahr 2011 armutsgefährdeten Personen waren 40 Prozent bereits in den letzten fünf Jahren arm. 2000 betrug der Anteil der dauerhaft Armen 27 Prozent.

Gesundheit: auch eine Frage des Einkommens

Die sozial bedingten Unterschiede bei der Gesundheit haben in den letzten 20 Jahren zugenommen. Ein Beispiel: Mehr Frauen und Männer aus der niedrigsten Einkommensgruppe  beurteilen heute ihren Gesundheitszustand als „weniger gut“ oder „schlecht“. Bei Frauen und Männern, die sehr gut verdienen, ist eine gegenläufige Entwicklung zu sehen. Armut wirkt sich auch unmittelbar auf die Lebenserwartung aus. Die mittlere Lebenserwartung von Männern der niedrigsten Einkommensgruppe liegt bei der Geburt fast elf Jahre unter der von Männern der hohen Einkommensgruppe. Bei Frauen beträgt der Unterschied acht Jahre. Das zeigen Daten des Sozio-oekonomischen Panels.

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