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Globale Jobkrise: Keine Besserung in Sicht - Weltweit mehr als 200 Millionen Menschen ohne Job - Junge Leute am stärksten betroffen
(nf/red/21.01.14) Steigende Arbeitslosigkeit bleibt eine globale Herausforderung. Auch im vergangenen Jahr ist die Zahl der Erwerbslosen weiter in die Höhe gegangen, so dass weltweit deutlich mehr als 200 Millionen Menschen ohne Job waren. Dies geht aus einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hervor. Trotz einer langsamen wirtschaftlichen Erholung sei am Arbeitsmarkt kein Aufschwung festzustellen. Die in vielen Wirtschaftszweigen erzielten Gewinne seien in Vermögenswerte investiert und nicht zur Schaffung von Arbeitsplätzen genutzt worden, betonen die ILO-Experten. Besonders beunruhigend ist laut dem Bericht die Situation junger Menschen. Sie sind weitaus häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als andere Altersgruppen. Die Organisation fordert ein politisches Umdenken. Nötig seien stärkere Anstrengungen, um die Schaffung von Arbeitsplätzen zu beschleunigen und um Unternehmen zu unterstützen, die Arbeitsplätze schaffen.

Originaltext der ILO:

+++ Die weltweit schwache wirtschaftliche Erholung hat nicht zu Verbesserungen auf dem globalen Arbeitsmarkt geführt. Im Jahr 2013 waren fast 202 Millionen Menschen ohne Arbeit, so das Ergebnis eines Berichts über Globale Beschäftigungstrends, den die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums in Davos vorgelegt hat.

Demnach blieb das Beschäftigungswachstum schwach, die Arbeitslosigkeit, besonders unter jungen Menschen, stieg weiter an und eine hohe Anzahl zunehmend entmutigter Arbeitnehmer konnten nicht in den Arbeitsmarkt integriert werden.

Die in vielen Wirtschaftszweigen erzielten Gewinne wurden in Vermögenswerte investiert und nicht zur Schaffung von Arbeitsplätzen genutzt. Dies beeinträchtigt die langfristigen Beschäftigungsaussichten. Nach den derzeitigen Trends werden bis zum Jahr 2018 zusätzlich 200 Millionen Jobs geschaffen - zu wenig, um die wachsende Zahl von neu in den Arbeitsmarkt eintretenden Menschen aufzunehmen.

„Politisches Umdenken ist dringend geboten. Es sind stärkere Anstrengungen nötig, um die Schaffung von Arbeitsplätzen zu beschleunigen und um Unternehmen zu unterstützen, die Arbeitsplätze schaffen“, so ILO-Generaldirektor Guy Ryder.

Fakten und Zahlen

- Die Anzahl der arbeitslosen Menschen weltweit ist um 5 Millionen auf mehr als 202 Millionen gestiegen. Dies entspricht einer Arbeitslosenrate von 6 Prozent.
- Rund 23 Millionen Menschen sind aus dem Arbeitsmarkt herausgefallen.
- Die Anzahl der Arbeitssuchenden wird bis 2018 um mehr als 13 Millionen Menschen ansteigen.
- Etwa 74.5 Millionen Menschen im Alter zwischen 15 und 24 waren 2013 arbeitslos, was einer Jugendarbeitslosigkeitsrate von 13.1 Prozent entspricht.
- 839 Millionen Menschen und ihre Familien lebten im Jahr 2013 von weniger als 2 US$ pro Tag; 375 Millionen Menschen und ihre Familien mussten im Jahr 2013 mit weniger als 1.15 US$ pro Tag auskommen.

Jugendarbeitslosigkeit bleibt Hauptsorge

Der Bericht unterstreicht die dringende Notwendigkeit, junge Menschen in Arbeit zu bringen. Derzeit sind etwa 74.5 Millionen Frauen und Männer unter 25 arbeitslos. Dies entspricht einer globalen Rate von mehr als 13 Prozent – mehr als doppelt so hoch wie die globale Arbeitslosenrate.

In Entwicklungsländern bleibt informelle Arbeit weit verbreitet während sich die Entwicklung hin zu besserer Jobqualität verlangsamt hat. Das bedeutet, dass weniger arbeitende Menschen der Armut entfliehen können. 2013 verringerte sich die Anzahl der Arbeiter in extremer Armut – sie müssen mit weniger als 1.25 US$ am Tag auskommen – weltweit nur um 2.7 Prozent. Das ist einer der niedrigsten Werte der letzten Dekade, die unmittelbaren Krisenjahre ausgenommen.

Die weltweite Erholung am Arbeitsmarkt wird durch eine zu geringe Gesamtnachfrage gebremst. In vielen entwickelten Ländern belasten starke Kürzungen öffentlicher Ausgaben sowie die Erhöhungen der Einkommens- und Verbrauchersteuern private Unternehmen und Haushalte.

Mangelnde politische Abstimmung zwischen Geld- und Fiskalpolitik trägt darüber hinaus zu größerer Verunsicherung am Arbeitsmarkt bei. Als Folge halten sich Unternehmen bei Neueinstellungen oder langfristigen Investitionen oft zurück.

Die Phasen der Arbeitslosigkeit haben sich beträchtlich verlängert. In einigen Ländern, wie Spanien und Griechenland, benötigen Arbeitssuchende im Vergleich zur Zeit vor der Krise doppelt so lange, um einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Zudem werden immer mehr potentielle Arbeitnehmer entmutigt und stehen dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung, was zur Minderung ihrer Qualifikationen und steigender Langzeitarbeitslosigkeit führt. „Was wir brauchen sind mehr und gezieltere Investitionen in aktive Arbeitsmarktpolitik und Qualifikation“, so Ekkehard Ernst, Leiter der Abteilung Beschäftigungstrends und Hauptautor des Berichts.

Globale Beschäftigungstrends auf einem Blick: Entwickelte Länder und Europäische Union

- In der Europäischen Union und den entwickelten Ländern sind im Jahr 2013 Anzeichen der wirtschaftlichen Erholung erkennbar.
- Verbesserungen der Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit sind bisher nicht stark genug, um sich nachhaltig auf den Arbeitsmarkt auszuwirken: Kennzeichnend für die Region ist eine Erholung der wirtschaftlichen Aktivität bei unzureichender Schaffung von Arbeitsplätzen.
- Die Arbeitslosigkeitsrate ist im Jahr 2013 wieder auf 8.7 Prozent angestiegen. Das sind 45.2 Millionen Menschen ohne Arbeit. Bis 2018 wird ein moderater Rückgang auf unter 8 Prozent erwartet.
- Die Langzeitarbeitslosigkeit und damit die Diskrepanzen am Arbeitsmarkt steigen, das heißt vorhandenen Qualifikationen treffen immer seltener auf die passende Nachfrage.
- Die Qualität der Beschäftigung hat sich in den meisten Ländern der Region verschlechtert: Unfreiwillige Teilzeitarbeit, die Zahl der „working poor“, informelle Arbeit, steigende Einkommensunterschiede nehmen weiter zu. Die eingetrübte wirtschaftliche Erholung ist teilweise durch die fortgesetzte Sparpolitik in der Region bedingt.

Eine beschäftigungsfreundlichere Politik und steigende Arbeitseinkommen würden das wirtschaftliche Wachstum ankurbeln und Arbeitsplätze schaffen, so der Report. In Schwellen- und Entwicklungsländern ist es notwendig, Systeme der sozialen Sicherheit zu stärken und den Übergang zu formellen Beschäftigungsverhältnissen zu unterstützen, was zu einer höheren Gesamtnachfrage und weltweitem Wachstum führen würde.

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