gesellschaft

World of Work Report: Gute Jobs sorgen für mehr Wachstum - "Menschenwürdige Arbeit für Frauen und Männer schafft Entwicklung und reduziert Armut"
(nf/red/28./27.05.14) Vernünftige Arbeitsbedingungen, angemessene Entlohnung, soziale Absicherung - all dies sind Qualitätsmerkmale eines gut funktionierenden Arbeitsmarktes, von dem Unternehmen ebenso profitieren können wie Beschäftigte. Doch noch immer kann in zahlreichen Schwellen- und Entwicklungsländern von derart stabilen Verhältnissen keine Rede sein. Weltweit arbeiten knapp 1,5 Milliarden Menschen in prekären Jobs, fast 840 Millionen Menschen verdienen so wenig, dass es kaum zum Überleben reicht. Das geht aus dem diesjährigen "World of Work Report" der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hervor. Die Autoren des Berichts betonen, es habe in den vergangenen Jahren durchaus Fortschritte gegeben. Positive Entwicklungen, verbunden mit signifikant höheren Wachstumsraten, sind demnach vor allem in jenen Ländern zu verzeichnen, die gezielt in Qualitätsjobs investiert und unsichere Beschäftigung abgebaut haben. Fazit: Menschenwürdige Arbeit schaffe Entwicklung und reduziere Armut.

Originaltext der ILO:

+++ Länder, die in den frühen 2000er-Jahren in gute Arbeitsplätze investiert haben, wachsen seit 2007 jedes Jahr fast ein Prozent schneller als andere Entwicklungs- oder Schwellenländer, so der neue ILO-Bericht. Auch die Auswirkungen der Krise von 2008 konnten so besser bewältigt werden.

Der Bericht World of Work 2014: Developing with Jobs, der eine eingehende Analyse von 140 Entwicklungs- und Schwellenländern bietet, zeigt erstmals, dass Investition in gute Arbeitsplätze, Abbau unsicherer Beschäftigung und die Verringerung der Zahl der „Arbeitenden Armen“ zu höherem Wirtschaftswachstum führt.

Der Bericht stellt fest, dass Investitionen in hochqualifizierte Arbeitsplätze mit niedrigeren Einkommensungleichheiten im Zusammenhang stehen.

„Entwicklung passiert nicht von allein durch Exporte, freien Handel und ausländische Direktinvestitionen“, sagte ILO-Generaldirektor Guy Ryder. „Soziale Sicherheit, Respektierung der Kernarbeitsnormen und eine beschäftigungsfördernde Politik sind entscheidend für die Schaffung guter Arbeitsplätze, die den Lebensstandard, die Binnennachfrage und das allgemeine Wachstum erhöhen. Menschenwürdige Arbeit für Frauen und Männer schafft Entwicklung und reduziert Armut.

Länderbeispiele

Als Beispiel nennt der ILO-Bericht Senegal, das durch Schaffung von qualitätsvollen Arbeitsplätzen das Wachstum steigerte. Das Land erhöhte den Anteil der Lohnquote von 12 Prozent im Jahr 1991 auf 26 Prozent im Jahr 2013. Der Anteil der „Arbeitenden Armen“ verringerte sich im gleichen Zeitraum um 34 Prozentpunkte, während die Produktivität um durchschnittlich 0,5 Prozent jährlich anstieg.

Peru ist ein weiteres Land, in dem sich der Anteil der Lohnquote um geschätzte 15 Prozentpunkte erhöhte, von 34 Prozent 1991 auf 49 Prozent im Jahr 2013. Im gleichen Zeitraum wuchs die Produktivität auf durchschnittlich 1,8 Prozent pro Jahr, der Anteil der „Arbeitenden Armen“ sank um 23 Prozentpunkte.

In Vietnam stieg der Anteil der Lohnquote um 22 Prozentpunkte, verbunden mit einer erheblichen Abnahme der „Arbeitenden Armen“ um ein Drittel von 1991 bis 2013; die Produktivität wuchs rasant.

„Verbesserung in der Qualität der Arbeitsplätze ist ebenso notwendig, um Unterbeschäftigung von Jugendlichen und Erwachsenen zu mindern, eines der größten wirtschaftlichen Probleme in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern“, so Raymond Torres, Direktor der ILO-Forschungsabteilung. „Im Hinblick auf seine Bedeutung ist es entscheidend, Menschenwürdige Arbeit für Alle als Ziel in die Entwicklungsagenda nach 2015 zu setzen. Über die nächste Dekade müssen Entwicklungsländer ungefähr 40 Millionen neue Arbeitsplätze pro Jahr schaffen, um mit der wachsenden Erwerbsbevölkerung Schritt zu halten“.

Schlüsselrolle für Soziale Sicherheit

Der Bericht betont die Bedeutung einer Kombination gut gestalteter sozialer Sicherheitssysteme mit einer Strategie zur Erhöhung der Produktivität in der Agrarwirtschaft und Investitionen aus Öl- und anderer Rohstoffeinkommen in die übrige Wirtschaft. Das bedeutet, dass Regierungsmaßnahmen einen förderlichen Rahmen für die Schaffung und Expansion von Investitionen bereitstellen. Ein Beispiel ist das System „Eine Steuer für die soziale Absicherung Selbständiger“, das in Uruguay einführt wurde und das den Weg für formale Unternehmensgründung erleichtert.

„Wir haben zwei sehr verschiedene und gleichzeitige Phänomene beobachtet“, so Moazam Mahmood, stellvertretender Direktor der ILO-Forschungsabteilung und führender Autor des Berichts. „Viele Schwellenländer, vor allem in Asien und Lateinamerika, bemühen sich, Ungleichheiten zu beseitigen und verbessern die Qualität der Arbeitsplätzen und ihrer sozialen Sicherung. Im Gegensatz dazu scheint es vor allem in einigen europäischen Ländern in die entgegengesetzte Richtung zu laufen“.

Globale Beschäftigungstrends 2014 aktualisiert

Die weltweite Arbeitslosigkeit lag bei knapp unter 200 Millionen im Jahr 2013. Für 2014 wird ein Anstieg von 3.2 Millionen erwartet. Bei derzeitigen Trends und Politiken wird die globale Arbeitslosigkeit für das Jahr 2019 auf 213 Millionen Menschen geschätzt.

Die höchsten Arbeitslosenraten für das Jahr 2014 werden für Nordafrika und den Mittleren Osten mit 12,3 und 11,1 Prozent erwartet. Der höchste Anstieg wird für Zentral- und Südosteuropa und die früheren Ostblockstaaten mit einer Arbeitslosigkeit von 8,3 Prozent geschätzt. In den nächsten fünf Jahren werden 90 Prozent der Arbeitsplätze in Schwellen- und Entwicklungsländern geschaffen. Es ist zu erwarten, dass dies signifikante Auswirkungen auf Migrationswege haben wird.

„Es sieht so aus, als würden sich die Migrationsmuster ändern, weil Schwellenländer weitere Fortschritte in der Verbesserung der Arbeitsplatzqualität machen“, so Mahmood. „Die Süd-Süd-Migration steigt an, während nun auch Arbeitnehmer der Industrieländer, insbesondere Länder Südeuropas verlassen, um Arbeitsmöglichkeiten in Schwellenländern zu finden.

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