Kaufkraft-Studie: Großstädte im Hintertreffen, ländliche Regionen im Vorteil - Ost-West-Gefälle geringer als vermutet |
(nf/red/25.08.14) Die robuste Wirtschaft und ein stabiler Arbeitsmarkt sind Garanten für den relativen Wohlstand und einen vergleichsweise hohen Lebensstandard in Deutschland. Doch wie ist es um die Kaufkraft der Bundesbürger tatsächlich bestellt? Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) zeigt, dass das Bild hier keineswegs einheitlich ist. So haben die IW-Forscher enorme Unterschiede zwischen Stadt und Land ausgemacht. Überraschend ist auch ein anderer Befund: Berücksichtigt man das jeweilige Preisniveau vor Ort, kann von einem Ost-West-Gefälle offenbar immer weniger die Rede sein.
Originaltext des IW Köln:
+++ In Ostdeutschland sind die Einkommen zwar niedriger, doch man kann sich dort für sein Geld mehr leisten als in Westdeutschland. Entsprechend verringern sich die Unterschiede bei der Einkommensarmut zwischen Ost und West deutlich, wenn die unterschiedlichen Preise berücksichtigt werden. Das zeigt eine neue Studie der IW-Ökonomen Christoph Schröder (Foto) und Klaus-Heiner Röhl.
In Deutschland gelten Personen oder Haushalte als einkommensarm, wenn ihr Einkommen maximal 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) erreicht. Die unterschiedlichen Preise in den einzelnen Regionen werden nicht berücksichtigt. Dabei braucht ein Münchner Single 1.030 Euro, um sich genauso viel leisten zu können wie ein durchschnittlicher deutscher Bürger mit 870 Euro monatlich. Der letztgenannte Wert markiert die Schwelle für die relative Einkommensarmut.
Die IW-Ökonomen Christoph Schröder (Foto) und Klaus-Heiner Röhl haben zur Analyse der relativen Einkommensarmut nun erstmals die regionalen Preisniveaus mit einbezogen und so die Einkommens- in die Kaufkraftarmut überführt. Ergebnis: Ost und West liegen real weniger weit auseinander als nominal. So weist Thüringen die drittniedrigste Quote aller Bundesländer auf. Dagegen ist das Stadt-Land-Gefälle stärker als vermutet. In ländlichen Regionen sind im Schnitt nur knapp 14 Prozent der Bevölkerung kaufkraftarm, in den Städten aber 22 Prozent. Besonders schlecht schneidet Köln mit mehr als 26 Prozent ab. Aber auch Städte wie Bremerhaven oder Duisburg weisen fast ein Viertel Kaufkraftarme auf.
Die besonders von relativer Kaufkraftarmut betroffenen Gruppen gleichen sich deutschlandweit. So gelten knapp die Hälfte der Personen, in deren Haushalt mindestens ein Arbeitsloser lebt, knapp ein Drittel der Alleinerziehenden sowie rund ein Viertel der Alleinstehenden und der Personen mit Migrationshintergrund als kaufkraftarm.
Wegen dieser Ergebnisse fordern die IW-Forscher u.a., die regionalpolitische Förderung mehr auf die Großstädte zu fokussieren. Dazu müssten Investitionen, Innovations- und Gründungsförderung sowie Bildung und Integration stärker verknüpft werden.
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