gesellschaft

Großstädte: Zu wenig Wohnraum - Zahl der Neubauten kann steigende Nachfrage kaum noch decken - Gegenläufige Entwicklung in ländlichen Regionen
(nf/red/19.08.15) Immer mehr Menschen zieht es in Deutschlands Großstädte. Die Folge: Bezahlbarer Wohnraum wird dort knapp. Vielerorts hat man bereits reagiert und den Wohnungsbau in den vergangenen Jahren forciert. Doch die Zahl der bezugsfertigen Neubauten reicht längst nicht aus, konstatiert eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Um den wachsenden Bedarf zu decken, müsste demnach die Wohnungsbautätigkeit in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern um etwa die Hälfte gesteigert werden. Ganz anders sieht es laut der Untersuchung im ländlichen Raum aus. Nach Berechnungen der IW-Experten wird dort - angesichts einer eher verhaltenen Nachfrage nach Wohnraum - häufig zu viel gebaut.

Originaltext des IW:


+++ Deutschlands Städte boomen, während viele ländliche Regionen veröden. Doch in den Metropolen wird zu wenig gebaut, in einigen Landkreisen gibt es indes schon jetzt zu viele Neubauten. Das zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Die Politik muss gegensteuern.

Rund 245.000 Wohnungen entstanden im vergangenen Jahr in Deutschland. Davon entfielen allerdings nur 66.000 auf Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern – benötigt würden dort aber 50 Prozent mehr, nämlich 102.000, schätzt das IW Köln. Allein in Berlin müssten bis 2020 pro Jahr 20.000 neue Wohnungen bezugsfertig werden. Tatsächlich waren es 2014 aber nur 8.744. Anders sieht die Lage in einigen ländlichen, strukturschwachen Kreisen wie der Eifel, dem Schwarzwald oder weiten Teilen Ostdeutschlands aus. Dort gibt es zu viele Wohnungen, die gar nicht benötigt werden.

(...)

Der Hauptgrund für die gegenläufige Entwicklung: Kommunen auf dem Land versuchen durch neue, günstige Bauflächen mehr Unternehmen und Einwohner zu gewinnen. In Kombination mit geringen Zinsen sorgt das dort für eine zu hohe Bautätigkeit. Zugleich zieht es immer mehr Menschen – egal ob Studenten, Zuwanderer oder jüngere Senioren – in die Großstädte, wo Bauland knapp ist. Dadurch steigen dort die Immobilienpreise, in manchen ländlichen Regionen droht hingegen Leerstand. Hier muss die Politik eingreifen, fordert IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer: „Beliebte Städte müssen die Auflagen etwa für die Gebäudehöhe lockern.“ Zugleich sollten sie noch stärker versuchen, brach liegende Flächen für den Wohnungsbau zu aktivieren.

Geografisch liegen Wohnungsmangel und Leerstand oft nicht weit auseinander – etwa in Düsseldorf und Wuppertal. Dabei wäre es laut IW durchaus möglich, Orte wie Wuppertal als Wohnort attraktiver zu machen. „Die Politik muss in diesen Städten mehr in die Infrastruktur investieren, damit sie Pendler anziehen“, fordert Voigtländer. Ländliche Kommunen sollten zudem Anreize setzen, damit Vermieter und Käufer in bestehende Immobilien investieren und so die Landschaft nicht weiter zersiedeln.

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