wirtschaft

Verbraucher: Stimmung trübt sich weiter ein - Angst vor steigender Arbeitslosigkeit
(nf/red/28.10.15) Deutschlands Verbraucher machen sich zunehmend Sorgen um die künftige Entwicklung von Konjunktur und Arbeitsmarkt. Das zeigt die aktuelle Konsumklimastudie des Marktforschungsinstituts GfK. Demnach hat sich im laufenden Monat die Verbaucherstimmung zum dritten Mal in Folge verschlechtert. Grund für die Eintrübung ist nach Angaben der Forscher die anhaltende Flüchtlingskrise. Fast die Hälfte der Befragten geht mittlerweile davon aus, dass die Erwerbslosenzahlen deswegen deutlich ansteigen werden. Der weitere Verlauf der Konsumstimmung werde vor allem auch davon abhängen, ob sich die Verunsicherung hinsichtlich der Arbeitsmarktentwicklung weiter verstärke, teilte die GfK mit.

Originaltext der GfK:

+++ Die Verbraucherstimmung in Deutschland schwächt sich weiter ab. Das Konsumklima geht zum dritten Mal in Folge leicht zurück. Für November prognostiziert der Gesamtindikator 9,4 Punkte nach 9,6 Zählern im Oktober. Zwar kann die Einkommenserwartung ihren Wert aus dem Vormonat bestätigen, die Konjunkturerwartung sowie die Anschaffungsneigung müssen jedoch Einbußen hinnehmen.

Bei den deutschen Verbrauchern lässt die gute Stimmung der vergangenen Monate langsam nach. Die Konjunkturerwartung geht – wie bereits im Vormonat – deutlich zurück. Offenbar steht dieser Indikator besonders unter dem Eindruck der anhaltenden Flüchtlingskrise. Dagegen sinkt die Anschaffungsneigung nur leicht. Die Einkommenserwartung bestätigt ihren Wert aus dem Vormonat.

Konjunkturerwartung mit fünftem Rückgang in Folge

Die Konjunktursorgen der Bundesbürger sind im Oktober gewachsen. Der Indikator verliert zum fünften Mal in Folge. Zwar fällt das Minus mit 9,3 Punkten etwas weniger stark aus als im Vormonat (-10,2 Punkte). Die Konjunkturerwartung rutscht aber zum ersten Mal seit Mai 2013 mit -2,9 Zählern unter die Nulllinie, also unter ihren langjährigen Durchschnittswert.

Der kontinuierliche Rückgang der Konjunkturaussichten geht einher mit der Befürchtung vieler Bundesbürger, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten verschlechtern wird. So geben im Oktober etwa 44 Prozent der Befragten an, dass sie davon ausgehen, dass die Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten stark steigen bzw. steigen wird. Noch im Juli lag dieser Anteil nur bei 22 Prozent. Dagegen erwarten nur noch 10 Prozent eine sinkende Arbeitslosigkeit (Juli 2015: 25 Prozent).

Diese zuletzt stark gestiegene Sorge vor mehr Arbeitslosen hat GfK zum Anlass genommen, etwas genauer nach den Gründen zu fragen. Und hier ist der Befund aus Sicht der Befragten eindeutig. 70 Prozent derjenigen, die davon ausgehen, dass die Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten ansteigen wird, sehen die wesentliche Ursache in der Flüchtlingskrise, also dem anhaltend starken und teilweise unkontrollierten Zustrom von Asylbewerbern. Hinter diesen Zahlen spiegelt sich natürlich auch die große Präsenz des Themas in den Medien wieder. Dabei sind die Unterschiede zwischen West und Ost nicht sehr groß. Im Osten nennen 67 Prozent, im Westen 71 Prozent die Flüchtlingsthematik als Grund für pessimistischere Beschäftigungsaussichten. Dagegen spielen eine sich verschlechternde Wirtschaftslage und Saisoneffekte, wie die Witterung, die vor allem die Außenberufe in den Wintermonaten regelmäßig trifft, mit jeweils 15 Prozent eine eher untergeordnete Rolle. Vom VW-Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen scheint nach Einschätzung der deutschen Verbraucher aus heutiger Sicht dagegen kaum ein Risiko für den Arbeitsmarkt auszugehen. Nur 8 Prozent sehen dies als Grund für eine erwartete Eintrübung bei der Beschäftigung.

Einkommenserwartung trotz steigender Konjunktursorgen stabil

Aktuell trotzen die Einkommenserwartungen den stetig größer werdenden Konjunktursorgen. Nach zwei Rückgängen in Folge verharrt der Indikator im Oktober bei 47,7 Punkten. Dies ist exakt der gleiche Wert wie im Vormonat.

Bei der Einschätzung der eigenen finanziellen Lage stützen sich die Verbraucher offenbar vor allem die deutlichen realen Einkommenszuwächse. Die Inflationsrate tendiert gegen Null, was die Kaufkraft der Konsumenten stärkt. Dies erklärt das überaus hohe Niveau des Indikators. Hinzu kommen Meldungen, wonach die Rentenversicherung schätzt, dass die gesetzlichen Renten im kommenden Jahr aufgrund der momentanen sehr guten Lohn- und Gehaltsentwicklung um bis zu 5 Prozent steigen könnten.

Anschaffungsneigung geht zum fünften Mal in Folge leicht zurück

Im Sog sinkender Konjunkturaussichten muss auch die Anschaffungsneigung im Oktober Einbußen hinnehmen. Mit einem Minus von 4,5 Zählern sind die Verluste vergleichsweise gering. Zudem bleibt das Niveau des Indikators mit 45,9 Punkten nach wie vor überaus hoch. Im Vergleich zum entsprechenden Wert des Vorjahres ist dagegen nur noch ein minimales Plus von 0,3 Punkten übrig geblieben.

Trotz dieses neuerlichen Rückgangs ist die Konsumfreude immer noch sehr ausgeprägt. Vor allem stabile Beschäftigungsverhältnisse sowie spürbar steigende Einkommen sind die wesentlichen Stützen. Die positive Stimmung zeigt sich aber auch in der Realität. Nach den ersten vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Entwicklung im Einzelhandel ist der Umsatz im August real und nominal um jeweils 2,5 Prozent gegenüber August 2014 gestiegen. Für die ersten acht Monate dieses Jahres steht sogar ein reales Plus von 2,8 Prozent im Vorjahresvergleich zu Buche (nominal 2,6 Prozent). Allerdings fließt lediglich etwa ein Drittel des verfügbaren Einkommens der Verbraucher in den Einzelhandel. Den Rest des Geldes geben sie für Freitzeitangebote, Urlaub, Versicherungen oder Dienstleistungen aus.

Konsumklima sinkt

Für November 2015 prognostiziert der Gesamtindikator 9,4 Punkte nach 9,6 Zählern im Oktober. Hierbei handelt es sich bereits um den dritten Rückgang in Folge. Niedriger stand der Indikator zuletzt im Februar. Allerdings ist das Niveau nach wie vor durchaus zufriedenstellend. Die sehr gute Entwicklung im Einzelhandel ist derzeit eine wesentliche Stütze des Konsumklimas.

Die weitere Entwicklung der Konsumstimmung wird vor allem auch davon abhängen, ob sich die Verunsicherung hinsichtlich der Arbeitsmarktentwicklung weiter verstärkt. Sollte dies der Fall sein und die Beschäftigten zunehmend Angst um ihren Job bekommen, wird dies der Konsumfreude einen deutlichen Dämpfer versetzen. Furcht vor Jobverlust lässt die Planungssicherheit bei den Konsumenten schwinden. Dies dürfte insbesondere größere Anschaffungen beeinträchtigen.  

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